Donnerstag, 29. August 2024
Der Wind ist kalt heute, als das Schiff bei etwa 7 Grad mit der Morgensonne in den Freemansund einläuft. Die Landschaft ist sehr karg, man ahnt nur hier und da etwas Grün, aber gerade das hat seinen Reiz.
Heute werden zwei kleine Wanderungen angeboten, eine morgens, die andere am Nachmittag. Torsten und ich haben uns zwar für beide eingetragen, aber bei so vielen Interessenten entscheidet letztlich das Los. Wir schauen also extra nochmal auf den Aushang: leider können wir nur bei einer Tour mitmachen, wohl am Nachmittag… schade. Wir trollen uns auf‘s Zimmer und trödeln ein bisschen herum, hat ja noch Zeit, bis wir ausgetendert werden für den einfachen Landgang – bis plötzlich das Telefon klingelt: wir stünden doch auf der Teilnehmerliste und man würde bereits auf uns warten😳! Ach herrje, da haben wir beide doch offensichtlich die Termine verwechselt…
So schnell sind wir jedenfalls noch nie in die Klamotten gekommen, aber man hat gottlob gewartet😅. Somit können wir bei schönem Sonnenschein und wenig Wind eine tolle kleine Exkursion machen am Kapp Waldburg. Die Guides führen uns auf halber Höhe einen Hang hinauf, von dort ist ein wunderbarer Blick über den Fjord möglich.
Auf dem Boden liegen viele kleine Gesteinsbrocken herum, immer wieder lassen sich Fossilien entdecken. In einiger Entfernung streift ein fast ganz weißer Polarfuchs herum, und in den steilen Wänden eines kleinen Canyons befindet sich eine Kolonie von Dreizehenmöwen, an die wir sehr nah herankommen. Deren englischer Name lautet übrigens „Kittiwake“… klingt irgendwie lustig, finde ich.
Mittendrin schnappt sich plötzlich vor unseren Augen ein anderer Polarfuchs eine kränklich wirkende Möwe und bringt sie schnell in Sicherheit… wow!
Ein wenig weiter entfernt ziehen zwei stattliche Rentiere an uns vorbei, die Geweihe gerade noch im Bast, z.T. hängt die Haut schon in Fetzen herab.
Später, vom Schiff aus, entdecken wir nochmal zwei Eisbären vor dieser malerischen Kulisse.
Vor Kapp Lee gehen wir dann wieder vor Anker und setzen bei mittlerweile recht turbulentem Wellengang über. Innerhalb der kleinen Bucht ist es aber geschützt, die Anlandung problemlos. Die Ruhe gefällt offenbar auch den Walrossen, die faul und träge am Strand herumliegen. Wie immer achten die Guides peinlich genau darauf, dass die Tiere nicht durch unsere Anwesenheit gestört werden und stecken Laufwege ab. Ebenfalls an dieser Bucht stehen mehrere primitive Holzhütten, zwei davon aus den 60er Jahren, eine achteckige Trapperhütte von 1904.
Die Landschaft wirkt zwar sehr karg, ist bei näherem Hinsehen jedoch richtig grün, es wächst sogar etwas kurzes Gras zwischen den Geröllflächen. Das zieht wohl auch die Rentiere an, wir können mehrere gut genährte davon in der Nähe beobachten.
Zum Abend sind wir wieder auf See, um in der Nacht die Südspitze Svalbards zu umrunden. Allmählich nimmt der Seegang deutlich zu, solange das Schiff aber nur ruhig der langgezogenen Dünung folgt, ist alles sehr gut erträglich, wir haben uns gut dran gewöhnt.