Spitzbergen Tag 10

Samstag, 31. August 2024

Die Nacht war ruhig, wir haben prima geschlafen. Kurz vor dem Frühstück fahren wir in den Bellsund ein. Petrus ist gnädig und lässt noch ein paar Sonnenstrahlen durch. Es ist 6 Grad warm, nur ein leichter Wind geht. Die Berge am Ufer sehen sehr majestätisch aus, mit deutlichen Gesteinsschichtungen, die wie große Bänder die Steilhänge überziehen.

Plötzlich ertönt aus dem Kabinenlautsprecher der Hinweis auf etwas Besonderes: einer der Spotter auf dem Oberdeck hat Belugas gesichtet! Nichts wie hin, sagen wir uns, und tatsächlich sind die schneeweißen Tiere gut im Wasser zu sehen. Immer wieder tauchen sie auf, der Blas ist deutlich zu erkennen, bis die Handvoll Tiere langsam wieder verschwunden ist.

Nach dem Frühstück wird ausgetendert, die Zodiacs bringen uns an Land zur Ingebrigtsenbukta. Eine robuste Holzhütte namens Bamsebu ist weithin sichtbar, sie wurde ursprünglich von Walfängern genutzt, dient aber heute noch als Notunterkunft. Auffallend sind mehrere große weißliche Haufen in unmittelbarer Nähe. Bei näherem Hinschauen entpuppen sie sich als aufgetürmte Skelettbestandteile aus der Zeit der Walfänger. In den 1930er Jahren wurden hier rund 550 Belugawale gefangen und getötet, um ihren Speck und ihre Haut verarbeiten zu können – ein trauriger Anblick.

Wir gehen derweil mit einer größeren Gruppe auf eine Wanderung durch die Tundra. Rubio läuft vor und sichert uns gegen Eisbären, Dario und Charlotte zeigen uns den Weg, denn es gibt keine Markierungen. Ungefähr 5 km sind wir unterwegs, manche unterhalten sich, wir genießen einfach die Ruhe in dieser wunderbar kargen, dabei doch so vielfältigen Landschaft. Immer wieder fliegen Schneeammern zwischen den Steinen auf, in einiger Entfernung steht ein einzelnes Rentier, ab und zu kommt ein Sonnenstrahl durch die Wolken… einfach herrlich!

Nachmittags ankern wir an einem anderen Ende des Nordfjords unmittelbar vor dem Recherchebreen. Dieser Gletscher mündet in eine Lagune, in der auch eine Reihe kleinerer Bruchstücke umherschwimmen. 

Es wird nochmals eine Kayaktour angeboten, für die wir uns sofort angemeldet haben. Und ja, wir dürfen teilnehmen! Für uns ist es also das zweite Mal, dass wir Kayak fahren, es klappt diesmal auch deutlich besser so als Team. Allerdings haben wir heute erheblich schlechtere Bedingungen, es ist windig, grau und leicht nieselig. Vom Schiff aus paddeln wir erstmal ein ganzes Stück in Richtung der großen Eiswand. Erst aus der Nähe erkennt man eine Lagune, in die der Gletscher kalbt. Am Eingang zur Lagune liegen einige größere Eisbrocken, der Wind hat zugenommen und uns kommt eine ordentliche Strömung entgegen. Wir und zwei weitere Boote folgen dem Guide ziemlich dicht, der Weg durch Eis und Strömung ist nicht einfach. Endlich sind wir in etwas ruhigerem Wasser, merken dann aber, dass der Rest der Gruppe nicht nachkommt. Die Anderen haben offenbar derartige Probleme beim Zugang zur Lagune und schaffen es nicht durch die Strömung, sodass die ganze Aktion nach wenigen Minuten abgebrochen wird… alle müssen also zurück. In der Nähe des Schiffs finden sich alle nochmal zusammen und bilden ein Floß, Rubio macht ein Gruppenfoto, und zurück geht’s zum Tender Pit. Schade, es war zwar anstrengend, aber uns hat’s trotzdem Spaß gemacht. Im Nachhinein haben wir gemerkt, dass man uns für den abgebrochenen Ausflug nur die Hälfte berechnet hat – faire Geste.

Nach dem übrigens wieder sehr leckeren Abendessen spielt die Schiffscombo ein paar flotte Songs: da haben sich einige der überwiegend philippinischen Küchenmitarbeiter zusammengefunden und musizieren. Die Jungs sind zwar nicht gerade perfekt, aber sie verbreiten mächtig gute Stimmung und haben auch selbst viel Spaß dabei. Der Saal wird jedenfalls gerockt, so einige der Gäste sind kaum wiederzuerkennen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*