Schwefelgelb und Azurblau

Nachdem wir gestern die Strände genossen haben, wollen wir heute ins Landesinnere. Der erste Stopp ist dem „Tor zur Hölle“ (Hell‘s Gate) gewidmet. Nicht dass wir da immer schon hinwollten, aber wenn man hier schon mal die Gelegenheit für einen kurzen Besuch bekommt… am Eingang begrüßt uns der Maorigott der Vulkantätigkeit.

Obwohl wir bereits das ein oder andere Thermalfeld gesehen haben, ist dieses doch sehr speziell. Die sehr dünne Trennschicht zwischen heißem Magma einerseits und Grund- sowie Oberflächenwasser andererseits führte dazu, dass auf kleinem Raum viele heiße (40-120 Grad) Dampfaustritte und Pools entstehen konnten.

Das Wasser der verschiedenen Pools ist hochangereichert mit Mineralien, vor allem Schwefel spielt eine große Rolle. Dementsprechend liegt der pH-Wert zwischen 6 und 1,8. Die Pools sind sehr unterschiedlich tief, manche bis 25 m. Es blubbert, stinkt, spritzt und zischt an allen Ecken, manchmal kristallisiert reiner Schwefel am Rand kleiner Dampflöcher aus. Ja, so kann man sich die Hölle vorstellen…

Es gibt in diesem Gebiet schwarzen, grauen und weißen Schlamm, jeweils mit unterschiedlichen Heileigenschaften. Bereits vor Jahrhunderten wussten die Maori um die desinfizierenden Eigenschaften sowie die wohltuende Wirkung der Schlammbäder bei arthritischen Beschwerden.

Nach diesem Blick durch’s Höllentor ist uns nach einem Kontrastprogramm zumute, wir fahren zu den Hamurana Springs. Am Rande eines Golfplatzes gelegen, können wir das Gelände auf einem Spaziergang selbst erkunden. Der bequem angelegte Weg führt uns entlang eines Flusses mit kristallklarem Wasser, paradiesisch schön. Man kann dichte Kissen von Wasserpflanzen sehen, die eine oder andere Forelle schwimmt umher, viele Wasservögel fühlen sich hier offenbar wohl. Dazu gehört auch die Neuseeländische Bergente („Scaup“), eine sehr seltene Art mit auffällig blaugrauem Schnabel.

Die wunderschönen Blau- und Grüntöne des Wassers gefallen wohl auch einer japanischen Reisegruppe, die kaum genug bekommen kann von Selfies vor dem azurblauen Hintergrund…

Ein Stück weiter hat man vor gut hundert Jahren einen kleinen Wald aus Redwood-Bäumen gepflanzt. Obwohl sie ja quasi erst im Teenageralter sind, wirken diese Bäume sehr majestätisch. In ihrer ursprünglichen Heimat werden sie gut doppelt so groß.

Dann haben wir die eigentlichen Quellen erreicht, eine davon ist mit 15 m die tiefste der Nordinsel. Das Wasser stammt von einem höhergelegenen Plateau und sickert allmählich durch das vulkanische Gestein, bis es hier mit großer Kraft an die Oberfläche kommt. Für diese Reise braucht es 70 Jahre, pro Stunde quellen über 4 Millionen Liter hervor, die Temperatur beträgt gleichmäßig 10 Grad…

Auf dem Rückweg kommen wir an vielen durch sehr hohe Hecken abgegrenzte Agrarflächen vorbei. Die Region der westlichen Bay of Plenty lebt vom Fruchtanbau (Avocado, Kiwi, Zitronen, Orangen, Feijoas), das Städtchen Te Puke bezeichnet sich selbst als „Kiwifruit Capital of the World“. 

Die Frucht wurde als „Chinesische Stachelbeere“ bereits 1904 nach Neuseeland gebracht, die zunächst kleinen Beeren rasch auf Größe hin optimiert gezüchtet. Erst 1952 kamen sie über einen Londoner Obstmarkt nach Europa und fanden schnell Gefallen. Nachdem den Neuseeländern der ursprüngliche Name als zu sperrig für die Vermarktung erschien, benannte man die Frucht 1959 einfach nach dem Nationalvogel, dem Kiwi, um. In den 1970er Jahren wurde sie dann auch nach Deutschland gebracht, lange Zeit aber nur in der charakteristisch grünen Form. Seit einiger Zeit wird bei uns daheim gleichzeitig die etwas milder und süßlich schmeckende gelbe Variante mit glatterer Schale angeboten.

Und tatsächlich haben wir in verschiedenen Supermärkten jede Menge grüne Kiwifrüchte gefunden – allerdings aus Italien! Nun, die Erklärung ist, dass hier derzeit einfach keine Erntesaison für die Früchte ist, schade aber auch. Seit kurzem gibt es hier aber eine andere (ebenfalls „fellarme“) Variante zu kaufen, die aus hiesiger Produktion stammt, die rote Kiwi. Wir haben sie probiert und als sehr schmackhaft empfunden, auch optisch macht sie etwas her!

Eine Antwort auf „Schwefelgelb und Azurblau“

  1. Mega ,schöne Fotos, man kann durch eure Reiseberichte, das blubbern, zischen und spritzen von den Pools fast „spüren „.😲
    Mir gefällt die Paradiesische Seite aber besser, mit den blau schäbigen Enten ,der roten Kiwi ,die beiden Touris die ,die Bäume umarmen ,bzw.
    mitten drin stehen ,da sieht man doch wie klein der Mensch ist ,neben der wunderschönen Natur.😍

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