Küste, Kauri, Kugeln 

Pastellfarbene Wölkchen zieren den Morgenhimmel – unmittelbar nachdem wir am Aussichtspunkt oberhalb der Mündung des Hokianga Harbour angekommen sind, haben sie sich verdichtet zu einer dicken Schicht, das Grauen jedes Fotografen! Große Wellen rollen von Westen her an und drücken in die Bucht, ist schon ein tolles Spektakel. Das schauen wir uns später nochmal an!

Okay, dann gehts also weiter über den SH12 in den Kauriwald. Bis vor knapp 200 Jahren war ein Großteil der Nordinsel Neuseelands noch mit Kauriwald bedeckt. Solch einen Wald muss man sich als bunte und vielschichtige Mischung unterschiedlicher Pflanzen vorstellen, in der der Kauribaum locker verteilt steht. Es sind sehr lichthungrige Pflanzen, deren Krone stets weit über anderen „Mitbewerbern“ herausragt. Ab einem gewissen Alter bilden sich am Stamm keine neuen Äste mehr, nur noch im Kronenbereich. 

In diesem Teil der Nordinsel hat man einen ca. 25 Quadratkilometer großen Bereich des Waldes unter Schutz gestellt. Ursprünglich war die Fläche erheblich größer, als vor gut 100 Jahren die Initiative aufkam, das Gebiet komplett zu schützen. Bis dato war es den Holzfällern durch seine Abgeschiedenheit entgangen. Trotz allem hat es dann noch bis 1952 gedauert, ehe der Schutzstatus offiziell eingerichtet wurde. 

Die Straße führt nunmehr mitten durch dieses geschützte Waldgebiet, an einigen wenigen Stellen sind Besichtigungsmöglichkeiten für Besucher eingerichtet. Der Massentourismus wird allerdings mit Sicherheit nicht hierhin geführt. Vom Auto aus sehen wir jedenfalls öfters die markanten Baumriesen, einmal führt die Straße sogar mitten zwischen zwei Exemplaren hindurch. Wir halten zweimal an, um die ältesten und berühmtesten Bäume zu besuchen: Tane Mahuta („Herr des Waldes“) mit geschätzten 1.500-2.000 Jahren und Te Matua Ngahere („Vater des Waldes“), der für deutlich älter gehalten wird, ca. 3.500 Jahre.

Bei beiden Bäumen sind jeweils Rangerinnen anwesend, die uns sehr freundlich über alles Wissenswerte informieren. Die Zugangswege sind sehr gepflegt, die Sache mit der Stiefelreinigung haben wir ja schon beim letzten Mal gelernt. Natürlich ist auch hier wieder die Sorge vor der „Dieback Desease“, der für die Kauri so bedrohlichen Pilzkrankheit, ein wichtiges Thema.

Als wir endlich vor dem ersten Exemplar stehen, können wir es kaum glauben… solch ein riesiger, Ehrfurcht einflößender Baum, da kommt man aus dem Staunen kaum heraus! Der Zweite, noch erheblich ältere, wirkt noch breiter und wuchtiger, ist allerdings nicht (mehr) so hoch. Man erklärt uns, dass er wohl bereits in seiner Stagnationsphase sei, er also nicht mehr weiter wächst, aber auch noch nicht verfällt. Wir kommen uns daneben jedenfalls sehr winzig und unbedeutend vor…

Schwer beeindruckt fahren wir allmählich wieder zurück zu dem Aussichtspunkt von heute Vormittag. Inzwischen scheint die Sonne wieder, nur in der Ferne sieht man noch einige große Wolkentürme (Anm.: In der Bay of Islands muss es heute ziemlich geschüttet haben.). Und einen Spaziergang hinunter zum Weststrand mit den großen Brandungswellen können wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Zum Abschluss machen wir einen Abstecher zu den Koutu Boulders. Dabei handelt es sich um unterschiedlich große kugelförmige Steine, die an mehreren Stellen entlang des Hokianga Harbour zu sehen sind. Entstanden sind sie wohl vor Jahrmillionen als Kristallisationsform, die durch Einwirkung von Wasser und Strömung auf einer geraden Fläche hin- und hergerollt wurden. Skurril anzusehen sind sie allemal, und anscheinend wissen nicht sehr viele Leute von dieser Stelle, denn wir sind völlig alleine.

Heute Abend ist „Zeugdienst“ angesagt, denn ab morgen müssen wir unsere Siebensachen wieder selber transportieren, der Hybride wird abgegeben… 

2 Antworten auf „Küste, Kauri, Kugeln “

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*