Kenepuru und Queen Charlotte

Nach einer sehr ruhigen Nacht mit supervielen Sternen wird es gegen 7 Uhr allmählich hell… die Morgenstimmung ist fast zu kitschig, um wahr zu sein, oder?

Da wir in einem Hotel untergebracht sind, gehört auch das sehr britisch geprägte Frühstück dazu. Der Porridge mit Nusscrumble und schwarzem Sesam ist gar nicht so schlecht.

Um 10 Uhr holt uns ein Wassertaxi ab, um uns auf einen Streifzug durch die Umgebung des Kenepuru Sounds mitzunehmen. Eine Lobbymitarbeiterin hatte uns das gestern vorgeschlagen, und es klang ganz interessant. Adrian, so stellt sich der Eigentümer des Bootes vor, bringt uns zunächst zu einem Schiffswrack mit bewegter Geschichte in der Saint Omer Bay. 

Das 1889 in Schottland gebaute Segel- und Dampfschiff war in den ersten Jahren im Kongo als Kanonenboot unterwegs, wurde dann unter dem Namen HMS Sparrow nach Australien überführt und von 1906-1921 von der neuseeländischen Regierung zur Marineausbildung genutzt. In dieser Zeit erhielt das inzwischen überarbeitete Schiff den Maorinamen Amokura („tropischer Vogel“). Bis in die 1950er Jahre wurde es für den Kohletransport verwendet, 1953 dann schleppten neue Eigner es, inzwischen nicht mehr fahrtüchtig, in den Kenepuru Sound bis in Ufernähe. Dort diente die Amokura noch weitere zwei Jahre als Lagerhaus, bis sie schließlich zerbrach und ausgeschlachtet wurde. Bis heute dient es als kuriose Touristenattraktion… dieses Schiff hat nun wirklich bis zum letzten Moment seinen maritimen Dienst getan!

Einen weiteren Stopp legt Adrian für uns bei einer der vielen Muschelfarmen in der Nähe ein. Es handelt sich um die Neuseeländische Grünschalmuschel, sie gehört zu den Miesmuscheln. Die Form ist vergleichbar, allerdings wird die Grünschalmuschel etwas größer (ca. 10-17 cm lang). Auffällig ist der grüne Gehäuserand, daher die Namensgebung. Sie wird hier in großem Massstab an langen, schlaufenförmig im Wasser aufgehängten Seilen kultiviert und überwiegend exportiert, auch nach Europa, um als Delikatesse verkauft zu werden. Nun, wir haben sie zumindest vorher nicht gekannt. Bei Ebbe sind uns aber schon die vielen Muscheln am Ufer aufgefallen, nun wissen wir, wo diese zum Teil herkommen.

Außerdem bekommen wir erklärt, dass der Wald, der hier an den Hängen wächst, fast überall auf ehemaligem Farmland steht. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte man nahezu jeglichen Wald gerodet, um Holz und Weideland für Schafe gewinnen zu können. Der Hype um die Schafzucht hielt so lange an, wie der Wollpreis die hohen Produktionskosten rechtfertigte. Mit der Zeit wurden immer mehr Farmen aufgelassen, der Wald konnte sich stückweise erholen. Andere Urwaldgebiete waren mit Monokulturen (Kiefern) kultiviert worden, auch deren Bestände sind hier inzwischen rückläufig. Einzelne Pinien bzw. kleinere Baumgruppen, die übriggeblieben waren, sind im nachgewachsenen „Naturwald“ nach wie vor sichtbar, aber nicht mehr erwünscht und werden ausgemerzt. Das erklärt für uns das Bild der hiesigen Wälder entlang der Sounds, denn ab und an sind einzelne große tote Bäume erkennbar, während der Rest des Waldes gar nicht so sehr alt zu sein scheint.

Mit so viel Informationen vollgestopft machen wir uns am Nachmittag auf, einfach mal ein Stück des Queen Charlotte-Tracks zu laufen. Der Weg ist gut ausgebaut, mit festem Schuhwerk gut begehbar. Ein paar andere Wanderer begegnen uns, ansonsten können wir die Stille genießen. Endlich mal ein ruhiger Wanderweg! Der ein oder andere Ausblick gefällt uns ebenfalls sehr.

Karte

Eine Antwort auf „Kenepuru und Queen Charlotte“

  1. Hallo ihr Beiden
    Ist das cool,rosa Wölkchen zum aufstehen, ist wohl inklusive mit gebucht worden von euch.
    Die Landschaft traumhaft und die Geschichten spannend
    Danke für den letzten Reisebericht im Februar, was es sind tatsächlich schon 26 Tage um, aber ihr habt ja noch ein „wenig “ vor euch.

    Viel Spaß, passt auf euch auf
    Ganz liebe Grüße 🫶

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